Peaky Blinders - Geschichte der Bande

A Zuhälterei, die Glücksspiele, der Menschenhandel, und in den Slums gehörten die Taschendiebstähle, größere Raubüberfälle, bewaffnete Angriffe, Schlägereien und Morde durch Erstechen oder Erwürgen zur Tagesordnung. Die Versuche, Ordnung in der Stadt wiederherzustellen, führten dazu, dass die armen jungen Leute anfingen, sich in Gruppen zusammenzuschließen, die als „Wilderergangs“ oder „Ganovengangs“ bekannt waren. Die Straßen von Birmingham wurden zur Arena der Kämpfe zwischen diesen Straßenbanden und der Polizei (so attackierten die Banditen laut den Quellen nur im Jahr 1867 465 Mal die Polizisten), sowie der Kämpfe um Vorteile und Einfluss zwischen den Straßenbanden selbst. 

Zu den charakteristischen Merkmalen dieser Gruppen, die sich auf eine ganze Reihe von Verbrechen spezialisierten, gehörte nicht nur das Aufheben der Normen des gesellschaftlichen Zusammenlebens und des Rechts, eine bestimmte Freizeitbeschäftigung, Aufenthalt an bestimmten Orten und Kontrolle eines konkreten Geländes, sondern auch eine bestimmte Kleidung.

 Peaky Blinders - ein Dutzend Banditen in Schiebermützen

Sie erschienen auf den Straßen von Birmingham in den 80ern des 19. Jahrhunderts. Die Gruppe, der junge Männer der Arbeiterklasse und junge Verbrecher aus niedrigeren Klassen und der Mittelklasse angehörten, kleidete sich in eine maßgeschneiderte, sehr elegante Kleidung. Fast alle Mitglieder trugen die Shelby Schiebermütze - eine charakteristische Schirmmütze, einen Mantel mit Reverskragen, eine sorgfältig zugeknöpfte Weste, dazu einen passenden Anzug mit einer Bundfaltenhose und Lederschuhe. Die Mitglieder der Bande, die einen höheren Rang in der Ganghierarchie einnahmen, konnte man vor allem an den seidenen Schals, gestärkten Kragen mit Metallknöpfen bis zur Krawatte erkennen.  Aber auch die Partnerinnen der Gangmitglieder liebten Luxus und Eleganz - sie trugen Kleider aus edlen Stoffen, d.h. Seide, bunte Schals und legten gerne Perlenschmuck an. Der Kleidungsstil der Gang unterschied sich von demjenigen anderer Straßenbanditen, er war eine Demonstration von Reichtum und Macht, auch verspottete man auf diese Weise die Polizei, die die Gangster leicht identifizieren konnte, aber dennoch machtlos angesichts ihres Handelns war.

Die Stadteinwohner, die Polizei und die Mitglieder der rivalisierenden Gangs nannten sie „Peaky Blinders“. Woher kam diese Bezeichnung? Die Historiker haben unterschiedliche Vermutungen entwickelt. Manche vermuten, dass sie mit dem verbreiteten Gerücht zusammenhing, dem zufolge die Gangmitglieder Rasierklingen unter ihren Schiebermützengetragen haben sollen, um die Mütze als Waffe zu verwenden (das Aufschlitzen der Stirn des Gegners verursachte seine augenblickliche Blendung durch das über die Augen herunterfließende Blut). Doch diese Theorie wurde schnell fallen gelassen - damals haben sich die Männer nämlich noch mit Rasiermessern rasiert, und außerdem konnte man in keinen polizeilichen Dokumenten einen Vermerk über diese Art von Waffen finden. Mehr noch, sie wurde auch nicht in den Erinnerungen der Stadteinwohner erwähnt. Die wahrscheinlichste Theorie der Abstammung der Bezeichnung „Peaky Blinders“ wurde von Carl Chinn aufgestellt, und sie besagt, dass dies eine Slangbezeichnung in Birmingham für eine Person mit einem effektvollen, eleganten, „blendenden“ Aussehen war. Und den Mitgliedern dieser Gang konnte man nichts versagen. Die Schiebermütze Shelby, eine Schirmmütze, die auf eine verwegen-draufgängerische Art getragen wurde - der Schirm verdeckte teilweise ein Auge - kam aber tatsächlich bei verbrecherischen Aktivitäten zum Einsatz. Die Mitglieder der Gang Peaky Blinders schlichen sich an ihr Opfer von hinten heran und zogen sich den Mützenschirm tiefer ins Gesicht, damit das Opfer die Person, die es überfiel und ausraubte nicht sehen und nicht beschreiben konnte.

Die „vulgären jungen Männer, die in betrunkenen Gruppen durch die Straßen ziehen, die Fußgänger beleidigen und angreifen“, und die für ihre Gewalttätigkeit und Brutalität bekannt waren, waren ganz versessen darauf, dass die Zeitungen über sie berichten. Der erste Vermerk über die Peaky Blinders, in dem von „drei Ganoven, die am helllichten Tag einen gewissen George  Eastwood für das Trinken des alkoholfreien Biers schwer verprügelt haben“ die Rede war, erschien am 24. März 1890 in der Tageszeitung „Birmingham Mail”. Weitere Informationen über die durch die Peaky Blinders verübten Raubüberfälle (Earnest Haynes wurde 1904 für das Ausrauben eines Hauses verhaftet), Angriffe, Diebstähle (1904 wurde Harry Fowles, bekannt als „Harry mit dem Babygesicht" verhaftet), erschienen in den landesweit gelesenen Zeitungen. Die Gang wurde immer berühmter.

Der Weg zum Gipfel des Ruhms und der Fall der Peaky Blinders

Die eleganten Ganoven Peaky Blinders wurden ab 1880 immer kühner - sie bedienten sich der Feuerwaffen und der Nahkampfwaffen, d.h. der Gürtelschnallen, der Schuhe mit Metallspitzen, der Bügeleisen, der Stöcke und Messer und erweiterten die Reichweite Ihrer Tätigkeit. Mit Diebstahl, Gewalt, Schutzgelderpressungen und Nötigungen kamen sie an materielle Vorteile, sie befassten sich aber auch mit illegalen Buchmachergeschäften und kontrollierten Glücksspielsalons. Thomas Gilbert (auch als Kevin Mooney bekannt), das mächtigste und der bekannteste Mitglied der Gruppe, konzentrierte die Aktivität der Gruppe auf die Übernahme der Grundstücke - durch Gewalt und Bestechung brachten die Peaky Blinders schnell die besten Stadtviertel und Regionen in der Umgebung in ihre Gewalt und wurden zur größten verbrecherischen Gruppe, die bis 1910 intensiv tätig war. Diese Erweiterung des Territoriums blieb von den anderen Gangs nicht unbemerkt. Der Versuch, die Kontrolle über die Rennbahn zu übernehmen stieß auf eine sehr entschlossene Reaktion seitens der Birmingham Boys. Die von Billy Kimber angeführte Gang hat sechs Mitglieder der Peaky Blinders übernommen, ein Teil von ihnen wurde durch die Obrigkeit pazifiziert, ein Teil gründete Familie, verließ die Stadt und ließ sich in dörflichen Gegenden nieder, und ein Teil von ihnen nahm heldenhaft an dem I. Weltkrieg teil. Mit der Zeit ging die Aktivität der Straßenbanden zurück - arme Viertel fingen an, mit der Polizei zusammenzuarbeiten, es wurde die Art der Rekrutierung der uniformierten Dienste verändert (es wurden kräftig gebaute Männer aufgenommen) und es wurden einzelne Patrouillen beseitigt, zudem wurden auch höhere Strafen auferlegt, und vor allem legte die Regierung größeren Nachdruck auf die Bildung der jungen Generationen und stellte ihnen alternative Freizeitbeschäftigungen bereit. Peaky Blinders hörte auf, als Gruppe zu existieren. Es überlebte nur der Name - als Peaky Blinders wurde jede in Birmingham aktive Straßengang bezeichnet. Es überdauerte auch die charakteristische Schirmmütze - die Schiebermütze Shelby. Die Schiebermütze Peaky Blinders begleitet uns bis heute - sie wird nicht nur von den eleganten älteren Herren, sondern auch von jungen Männern getragen, die ihren Stil zum Ausdruck bringen und dabei elegant und schelmenhaft zugleich aussehen wollen. Schließlich steckt in jedem von uns ein kleiner Schelm.